Die Sprache unserer Glocken

Haben Sie schon jemals das wunderschöne „bell ringing“, das kunstvolle Glockenläuten englischer Kirchen, gehört? Da entstehen Tongemälde, die sich bei jeder Kirche anders anhören. Wenn Sie klicken, können Sie hier einer Version lauschen. Aber wussten Sie, dass auch unsere Kirchenglocken Ihre eigene „Sprache“ haben?

Zunächst aber stellen wir Ihnen unsere vier Glocken vor:

Die Große Glocke
Sie wiegt 866 kg und wurde 1735 gegossen.

Die Elf-Uhr-Glocke
Sie wiegt 463 kg und wurde 1644 gegossen.

Die Alte
Sie wiegt 324 kg und wurde 1644 gegossen.

Die Gebetsglocke
Sie wurde 1819 gegossen und wiegt ca 120 kg.

Die Große Glocke trägt folgende Inschrift:

Das neue Regiment, die reine Lutherlehr und diese Kirchgemeind schütz Gott zu seiner Ehr !
Durch Hitz und Feuersglut bin ich Metall geflossen;
Hat mich des Künstlers Hand zu einer Glocken gegossen.
Christopf Salomon Graulich in Hof 1735.

Außerdem sind noch die Pastoren Johann Keck und Johann Gosler, der Amtsrichter Joh. Wilh. Hermann, der Gerichtsschreiber Joh. Höppfel und der Amtsbürgermeister Johann Elbel auf der Glocke verzeichnet.


Die Elf-Uhr-Glocke trägt folgende Inschrift:
Zu Marktleuthen durchs Feuer floß ich;
Johann Berger von Weimar goß mich.
Wo Gott zum Haus nicht gibt sein Gunst
so arbeit jeder Mann umsunst .
G. Roßmeisel, N.Fikelscherer, Gotpfleger 1644


Die "Alte" trägt folgende Inschrift:
H.I. Schultheiß, Richter, Chr. Frank, Diakonus
Egidius Zins, Schulmeister,

Lorenz Elbel,Nicol Barth, Bürgermeister.
Zu Marktleuthen durchs Feuer floß ich;
Johann Berger von Weimar goß mich 1644


Die Gebetsglocke, auch die kleine Glocke genannt hängt am höchsten und trägt folgende Inschrift:
Hertel Rupprecht in Nürnberg Anno 1819 goß mich.
Kaspar Glaß, Pfarrer.
Verehrt durch Mich. Marth von Grafenreuth, Bürger zu Arzberg.
Joh. Michael Hagen, Bürgermeister, Johann Hering, Kirchenpfleger

Aber nun zu den Läutearten:

Am einfachsten ist das Gebetsläuten zu erkennen. Frühmorgens und bei Einbruch der Dämmerung läutet die Gebetsglocke mit ihrer kleinen Stimme und gemahnt zum Gebet.
Die Elf-Uhr-Glocke erinnert mit ihrer kräftigen Stimme an die Verteidigung Wiens gegen die Türken. Wer sie hört, sollte die Knie beugen und um den Frieden in der Welt beten.
Beim Mittagsläuten um 12 Uhr ertönt die Große Glocke. Sie rief früher die Landwirte vom Feld.
Das volle Geläut der drei größeren Glocken ertönt zu Beginn des Gottesdienstes und eine halbe Stunde vorher.
Hier können Sie ein Beispiel davon hören

Beim Vaterunser ist die Große Glocke zu hören.

Nun gibt es noch verschiedene Läutearten, die besondere Anlässe im Leben eines Christen ansagen beziehungsweise begleiten:
• Wenn ein Kind zur Taufe in die Kirche getragen wird, ertönt die Gebetsglocke.
• Bei einer Trauung begleiten die "Alte" und die 11-Uhr Glocke das Brautpaar in die Kirche.
• Das volle Geläut ist bei einem Sterbefall 5 Minuten lang zur Aussegnung zu hören. Bei der Überführung läuten alle Glocken, bis der Friedhof erreicht ist.
• Am Tag der Beerdigung beginnt die "Alte" nach dem 11-Uhr-Läuten dreimal zu „Stümmeln“, das heißt, sie läutet kurz und geht dann in das volle Geläut über.
• Auf den Trauergottesdienst wird eine Viertelstunde mit vollem Geläut hingewiesen.

Hören Sie doch beim nächsten Läuten einmal genau hin, dann erkennen Sie, was sich in unserer Kirchengemeinde gerade ereignet.

Ein wenig anders sah das Erich Kästner in seinem Gedicht
"Es läuten die Glocken:"

Wenn im Turm die Glocken läuten,
kann das vielerlei bedeuten:
Erstens : daß ein Festtag ist.
Dann: daß du geboren bist.
Drittens: daß dich jemand liebt.
Viertens: daß dich's nicht mehr gibt.
Kurz und gut, das Glockenläuten
hat nur wenig zu bedeuten.

Na, ja ! - Er kannte halt die Arzberger Läutegeheimnisse nicht- aber Sie kennen Sie jetzt!

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