„Eine Industriesiedlung im Wandel der Zeiten“, so könnte man die Geschichte von Elisenfels überschreiben. Bis zum Jahr 1829 war das obere Röslautal östlich von Seußen eine wildromantische, abgelegene Gegend, wie wir sie wohl noch einigermaßen im heutigen G’steinigt nachempfinden können. In diesem Jahr errichtete der Seußener Gutsbesitzer Christoph Aecker hier eine Schneidmühle. Der Holzreichtum und die Wasserkraft ließen die Stelle als gut geeignet erscheinen. Zu dieser Anlage gesellten sich nur knapp 10 Jahre später eine Papiermühle, eine Massemühle und eine Blechwalze. Nach einem der Unternehmer wurde die Ansiedlung schließlich „Jägertal“ genannt. Bereits 1850 allerdings wurde der Jägersche Betrieb versteigert und von Maximilian Ebenauer erworben. Dieser erbaute auf dem heute verfallenden Gelände unterhalb des Wirtshauses eine „Mechanische Baumwollspinnerei und Weberei“.
Damit begann ein fast 80 Jahre währendes wirtschaftliches Auf und Ab.
Für die angeworbenen und angesiedelten Arbeiter und ihre Familien wechselten Zeiten eines bescheidenen Wohlstandes mit solcher bitterster Armut. Hervorragende Garne wurden zunächst in Elisenfels hergestellt, dazu auch feine Gewebe. So war es nicht verwunderlich, dass modernste Maschinen angeschafft wurden, ein Erweiterungsbau bei der Feisnitzmündung entstand und Betriebswohnungen errichtet wurden. Aber Brände brachten immer wieder Einbrüche. Als 1930 der Betrieb nach Hof verlagert wurde, kam schließlich das Aus für die Spinnerei. Die Großeltern des Verfassers siedelten damals nach Hof um. Das Bild zeigt zwei der damals errichteten Wohnhäuser an der Röslau, das dritte war schon vor Jahren abgebrochen worden.
Für die notleidende Bevölkerung bemühten sich die Verantwortlichen in Röthenbach um neue Verdienstmöglichkeiten, die schließlich mit der Einrichtung des Preßwerks Elisenfels durch Albrecht Zeitler von Erfolg gekrönt waren. Im Krieg allerdings musste die Produktion von Schalttafeln, Schaltergehäusen und Dosen aus Bakelit zugunsten der Herstellung von Zündern für Flakgranaten eingestellt werden. Dass die Lagerung von Pulver in den Bunkern südlich der Röslau äußerst gefährlich war, davon wissen Eingeweihte noch heute zu berichten. Kaum bekannt ist allerdings das schreckliche Schicksal der Zwangsarbeiterinnen in der Munitionsfabrik, auf die ein Artikel in der Frankenpost hinweist. Nach 1945 baute zunächst eine Belegschaft von 100 Mann stabile Wagen für den bäuerlichen Betrieb, bis 1948 die Kunststoffpressen wieder anlaufen konnten. Aber auch diese Fertigung war einem Auf und Ab unterworfen, bis sie schließlich 1978 eingestellt wurde
Nach dem Krieg wurde in der sogenannten „oberen Fabrik“ ein Betrieb zur Fertigung von Glasschmelzhäfen eingerichtet, der noch heute produziert, wenn auch in kleineren Stückzahlen. Übrigens ließ der Besitzer der Glasschmelzhafenfabrik um 1950 südlich
der Bahnlinie für seine Arbeiter drei Häuser errichten, um dem Wohnraummangel zu begegnen. Leider warten die Bewohner dort immer noch auf eine befestigte Straße und auch der Winterdienst vergisst sie selbst bei größeren Schneemengen. Heute zeigt sich Elisenfels – das seinen Namen dem Herrenhaus und der Gattin der Betriebsgründers Ebenauer verdankt – als beschaulicher, fast verträumter Ort.
Noch um 1920 prägte ein reichhaltiges Vereinsleben die Ansiedlung mit seinen etwa 250 Einwohnern. Es gab den Gesangsverein Erholung, den Ballspielclub Elisenfels sowie einen Zimmerstutzenverein und den Musikverein Harmonie. Der Gesangverein war übrigens Begründer des Zuckerhutfestes. Die 52 Einwohner, davon 19 Evangelische, die zurzeit hier leben, werden sich anderweit organisieren. Beim "Abschlussfest" der Dorferneuerung waren jedenfalls wenige Einwohner anwesend. Da das Gelände der "Unteren Spinnerei" zur Zeit verfällt - vielleicht ließe sich auch heute wieder ein Investor finden, der Abeitsplätze schafft und dem Ort zu neuem Leben verhilft.
Der in letzter Zeit wieder lebhafter besuchte Gasthof, man kann dort auch übernachten, dürfte den damaligen Vereinen wohl als Treffpunkt gedient haben. Hier waren übrigens zu Ebenauers Zeiten dessen Kutschen und Pferde untergebracht.
Heute stellen die Benutzer des Wallenstein-Radwegs ihre Drahtesel hier ab, um kurz zu verschnaufen, bevor sie durch eines der schönsten 100 Geotope Bayern radeln. Mal sehen, wie sich der geplante Rastplatz unterhalb des Hauses dabei integrieren lässt
Eine Besonderheit bietet sich seit 2007 dem Wanderer oder Radfahrer. Neben dem Wehr für ein 80 kw-Kleinkraftwerk wurde eine Treppe eingerichtet, die wandernden Fischen wieder ermöglichen soll, die Sperre zu überwinden. Sie wird von den Fischen auch fleißig angenommen.

Inzwischen sind zwei Jahre ins Land gegangen und manches hat sich verändert. Das Gasthaus heißt nun "Im G'steinigt", der Radwanderplatz schaut immer noch unvollendet aus und eine Dorferneuerung wurde durchgeführt. Außerdem sind die Reste der ehemaligen "Preßwerks" verschwunden. Nur die Turbine läuft noch und liefert sogenannten "Ökostrom". Was immer das auch heißen mag. Unser Bild zeigt den Auslauf, versteckt hinter Bäumen.

Hier finden Sie einen interessanten Artikel aus der Frankenpost vom 18.9.2010.
Herzlichen Dank für die freundliche Genehmigung.

Elisenfels
Oktober 2009 und August 2011