Dicht bewaldet mag die Gegend nördlich von Arzberg noch um 1400 gewesen sein. Erst im 15. Jahrhundert wurde eine kleine Stelle im Gebiet des heutigen Schacht gerodet, denn aus einer alten Urkunde geht hervor, dass bereits um 1465 am Schacht Schafzucht betrieben wurde. Wie Dr. F. W. Singer im Schlottenhofer Heimatbuch ,,Der Brunnenwastl erzählt“ berichtet, war auf der Höhe ursprünglich nur eine kleine Rodungssiedlung inmitten des Rittergut-Waldes vorhanden, deren Name als Stellenbezeichnung (Schacht = schmales Waldstück) übernommen wurde.

Auf einer Militärkarte von 1788 ist noch ein großes Waldstück westlich der 3 bebauten Teile des Weilers zu sehen. Auch in unserer Zeit sind die drei voneinander abgesetzten Teile gut zu erkennen. Da ist also zunächst das "eigenbewirtschaftete Anwesen des Grundherren",(A) also der Schafhof mit Schäferwohnung, welches nach der Auflassung der Rittergutschäferei 1799 in ein ,,Handfrongut" umgewandelt wurde. Heute gehört der Hof der Familie Donath.
Zwei Bauernstellen (Hausnummer 51 und 52), jetzt im Besitz der Familien Kraus und Legat, wurden als Söldengüter nach 1600 errichtet. (B) 1814 wurden beide landwirtschaftliche Anwesen Frongüter. Ab diesem Zeitpunkt war der Frondienst in Gelderbzins zu entrichten.
Auf der Karte oben sind drei weitere Wohngebäude (C) eingezeichnet, die zum nordöstlichen Teil der Siedlung zählen. Die Höfe der Familien Jarsch und Hanika gehören dazu. Erst nach 1800 entstanden die halben Trüpfhäuser der Familie Fürbringer und Singer (heute Bauer) (etwa bei D).
1903 bekam der Ortsteil ein eigenes Wirtshaus. (E) Bis 1970 bewirtete die Familie Schönauer-Bauer die heimischen und auswärtigen Gäste, um sich dann, wie die anderen Hofbesitzer, ganz auf den Ausbau ihres landwirtschaftlichen Betriebs zu konzentrieren.
Wie man auf nebenstehendem Bild erkennen kann, ist die Dorferneuerung mit neuer Straße und befestigten Randstreifen auch hier gelungen.
Zurzeit leben in dem Weiler, der seit der Eingemeindung 1972 ein Ortsteil der Stadt Arzberg ist, 36 Personen, davon 28 Evangelische.

Schaut man nun vom Hirtenrangen nach Schacht, so kann man sich kaum vorstellen, dass sich hier einst eine große Waldlandschaft ausdehnte. Das Industriegebiet Arzberg Ost mit Baufirma, Wurstfabrik, Lebkuchenfabrik, Windrädern und Solarflächen bestimmen das Bild.

Das Bild rechts zeigt die Einmündung des Schachtweges in die Kreisstraße nach Rosen- bühl beim "Schafhof" und links ist der granitene Kopf eines Schafs über der Haustüre als Zeuge der Vergangenheit zu sehen.


Als neueste Errungenschaft bekam der Schacht eine Grünabfall-Deponie. Hier können die Bürger
der Stadt Arzberg gegen eine geringe Gebühr ihren Grasschnitt, die Heckenschnitte oder sonstige Bioabfälle anliefern, nachdem die Deponie Sandmühle nicht mehr dafür zur Verfügung steht.

Auf dem nebenstehenden Bild erkennen wir auch noch die Reste der Allee, die 1956 anlässlich des "Tag des Baumes" von Arzberger Schulkindern und dem FGV unter der Leitung von Oberforstmeister Josef Peer gepflanzt wurde, bevor im Jahre 1966 diese wichtige Anbindung geteert wurde. Allerdings ist sie für die großen Fahrzeuge der heutigen Zeit ziemlich schmal geworden. Im Hintergrund sind klein die Gebäude des Aussiedlerhofes der Familie Bauer zu erkennen, der zwischen 1978 und 1992 unter anderem für die Schweinezucht und die Rinderzucht außerhalb der historischen Ortsteile errichtet wurde. (F)
Nicht vergessen werden soll bei dieser Dokumentation die neuere Entwicklung des westlichen Ortsteiles dieses kleinen Weilers.
Vier Anwesen finden wir hier, wobei drei davon Neubauten sind, damit die Eigentümer modernen Wohnkomfort genießen können. Wäre zu wünschen, dass das vierte vielleicht mit besonderer Liebe und Kunstfertigkeit unter Erhaltung der alten Bausubstanz renoviert wird.

Was bleibt hängen, außer den Daten, wenn ich im »Brunnenwastl« oder im »Sechsämterland« lese? Etwas zum Schmunzeln, Staunen oder gar Erschrecken? Vielleicht, dass die Bewohner des Hauses Nr. 50 zum Stubenwaschen im Schloss verpflichtet waren, oder die Gäija Margret viele alte Geschichten wusste. Auch der Hinweis, dass ein Vorfahre die »Gabe des zweiten Gesichts« hatte. Dass er das Automobil als »Eisernen Wagen ohne Pferde« prophezeite und den ersten Weltkrieg lange voraus sagte. Erstaunlich ebenso, dass sich die Schäferburschen oft mit den Bauern wegen der Weiderechte prügelten. - Liebenswürdige aber auch harte Zeit am Schacht.



Schacht Juni 2008
ergänzt im August 2012