Das Röthenbacher Schloß

Wie in unserem Artikel mit den Textauszügen erwähnt, wurde Röthenbach, wie viele andere Dörfer auch, einer adligen Familie zu Lehen gegeben. Natürlich musste als Wohnstätte, aber auch als Statusbau, ein repräsentatives Haus errichtet werden. Urkundliche Aufzeichnungen über die älteste Anlage, einen “gemauerten Sitz derer von Schirnding auf Röthenbach“ fehlen, doch manche Hinweise lassen vermuten, dass das Baujahr wohl ins 12. Jahrhundert fallen dürfte.
Seine jetzige Form erhielt das „Schloß“, wie in vielen Schriften angegeben, wohl in den Jahren 1559 bis 1561. Doch haben neuere Untersuchungen ergeben, dass die Anlage schon  bereits im 13. Jahrhundert erbaut worden sein dürfte.
 Im Laufe der Zeit allerdings änderte sich das Aussehen noch öfter. So wurde etwa Mitte des 19. Jahrhunderts das einst nach Norden angebaute Brauhaus abgebrochen, der ehemalige Pavillon existiert nicht mehr und 1962 wurde das ehemalige „Viehhaus“, also der Stall, der im 19. Jahrhundert zu einem Wohnhaus umgebaut worden war, abgebrochen. Baronin Sophie von Waldenfels hatte 1939 noch den Mitteltrakt zu einem Kindergarten ausbauen lassen, den sie dann der Gemeinde kostenlos zur Verfügung stellte. Allerdings war nach dem 2. Weltkrieg die Bausubstanz so schlecht geworden, dass sich eine Renovierung nicht mehr rentierte. Ebenso verschwand damals auch das Wohnhaus des Verwalters, das mit seinem Gemüsegärtlein am Westeingang zum Schloßgrundstück lag. 1963 ließ Ernst von Waldenfels, gleichsam als Ersatz für beide Gebäude, oberhalb der noch stehenden Schloßscheune ein modernes Wohnhaus für vier Familien errichten, das er auch zeitweise selbst bewohnte.

In den Jahren nach 1945 erlebte das Schloß seine wohl schlimmsten Jahre. Waren es bei Kriegsende zunächst amerikanische Soldaten, die immer wieder einquartiert wurden, so erschienen danach Vertriebene aus allen Ländern des Ostens, die im Landkreis Wunsiedel ihre erste Bleibe im Westen suchten. Das Landratsamt ließ, oft ohne Wissen der Eigentümer, Massen von Wohnungssuchenden ins Schloß einweisen, so dass zeitweise bis zu 130 Personen aus 22 Familien hier leben mussten. Was das für das Gebäude bedeutete, kann man sich kaum vorstellen.

Jedenfalls wurde es total „heruntergewohnt“. So war es anschließend, als in der Zeit zwischen 1952 und 1965 alle Personen ausgezogen waren, quasi unbewohnbar geworden. Auch die kunstvolle Einrichtung hatte stark gelitten. Wände und Stuckdecken waren überkalkt, Lüsterteile mit Ofenrohrbronze überpinselt und nicht lebensnotwendige Gegenstände verscherbelt. Nur für die Ausbesserung des Dachstuhls reichte eine kleine Entschädigung, die der Schloßherr 1958 durch gerichtliche Entscheidung erhielt. Aber wie sah das einst prächtige Gebäude aus?

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1979 machte eine Meldung die Runde, dass im Schloß eine Außenstelle der erst vor kurzem gegründeten Universität Bayreuth eingerichtet werden sollte. Aber daraus wurde nichts.

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1980 begann die Familie von Waldenfels die Renovierungsarbeiten vorzubereiten, nachdem das Landesamt für Denkmalspflege und die Oberfrankenstiftung ihre Unterstützung signalisiert hatten. Zunächst wurde eine Bestandsuntersuchung durchgeführt, bei der unter anderem auch verschiedene Deckengemälde und Stuckarbeiten wieder gefunden wurden. 1983 schließlich war das Haus soweit hergerichtet, dass die Familie wieder in das Schloss einziehen konnte. Allerdings gab es immer noch vieles zu tun. So mussten die Wasserleitungen, die Elektroinstallation sowie die Heizung auf Vordermann gebracht werden. Auch wurden neue Fenster für das ganze Haus entsprechend dem historischen Vorbild, heute jedoch mit Isolierverglasung, gefertigt. Weiter schreibt  Baron Jobst von Waldenfels in seiner Schrift zur Wiedereinweihung am 4. Oktober 1985: „Besonderer Wert wurde gelegt auf die Erhaltung der künstlerischen und kunsthand- werklichen Ausstattung, seien es die Kachelöfen, die Stuckdecken

oder die Schablonenmalereien, seien es kleine Details wie einfache Türschlösser. Diese oft diffizilen Kleinarbeiten, die dem Ganzen aber  erst den letzten Schliff geben, erforderten viel Aufwand.“

Welch Schmuckstück dabei entstanden ist, zeigte sich schon wenig später. Auf dem Bild nebenan sehen wir das Ehepaar von Waldenfels an seinem Brunnen vor dem Haus etwa im Jahr 1990. „Ziel der 1982 von unserer Familie mit Unterstützung der Öffentlichkeit begonnenen und nun weitgehend abgeschlossenen Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten ist es, Schloß Röthenbach als ein mit Leben erfülltes Denkmal unserer heimatlichen Geschichte zu erhalten  - für unsere Familie, für unsere Mitbürger.“ Mit diesen Worten schloss Baron von Waldenfels seine Worte in der oben erwähnten Schrift.

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Dass das gelungen ist, zeigt die Tatsache, dass das Haus wieder bewohnt ist, unter anderem vom Schloßherrn und seiner jungen Familie mit drei Kindern. Immer wieder darf das „Festival Mitte Europa“ in der großen Halle zu Gast sein, die einst Stall und Vorraum war, aber ebenso Zufluchtsort für die umwohnenden Bauern und Bergleute in unruhigen Zeiten. Auch manch „Lebendiger Adventskalender“ hat hier schon seinen adventlichen Charme verbreitet.

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Im Laufe der Zeit wurde auch das Umfeld weiter entwickelt. So sind die Obstbäume auf der Westseite prächtig gediehen, nachdem das Buschwerk entfernt worden war und für die untere Wohnung gibt es jetzt eine Terrasse, die man nicht mit Stufen sondern über eine Rampe erreicht.

Röthenbach III
Dezember 2013